Im Sinne der Courage Woche im Schuldorf Bergstraße hielt die Autorin und Projektpatin des Schuldorfs für die „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ Auszeichnung, Lilly Maier, eine Lesung über ihr Buch „Arthur und Lilly: Das Mädchen und der Holocaust-Überlebende – Zwei Leben, eine Geschichte“.
Die Lesung, welche schon eine jährliche Tradition am Schuldorf ist, fand am Donnerstag, den 26. Juni 2025 in der Aula vor dem 10ten Jahrgang statt und handelte von der Geschichte des Holocaust-Überlebenden Arthur Kern, ehemals Oswald Kernberg, welcher als jüdisches Kind in der Zeit des Nationalsozialismus in Wien aufwuchs. In derselben Wohnung, in der er damals groß wurde, wuchs auch Lilly Maier 60 Jahre später auf und traf ihn im Jahr 2003 das erste Mal, als er aus Amerika kam, um seine Kindheits-Wohnung wiederzusehen. Diese Begegnung prägte ihr gesamtes restliches Leben und veranlasste sie Arthurs Geschichte in einem Buch niederzuschreiben.
Arthurs, damals Oswalds, Geschichte begann in Wien als kleiner Junge in einer wohlhabenden jüdischen Familie. Diese lebte ein friedliches Leben bis März 1938, als sich Österreich dem nationalsozialistischen Deutschland anschloss und viele antisemitische Nazi-Gesetze nun auch dort über Nacht in Kraft traten. Freunde von Oswald fangen an ihn zu jagen, jüdische Kinder mussten in der Schule in der letzten Reihe sitzen, keine weiterführenden Schulen nahmen Oswald mehr an und ihm wurde oft auf dem Weg zur jüdischen Schule, auf die er nun gehen musste, aufgelauert. Als nun auch noch Oswalds Onkel von den schlimmen Verhältnissen in den Konzentrationslagern berichtete, entschied die Familie im März 1939 mithilfe von Kindertransporten Oswald nach Frankreich zu schicken. Sie selbst blieben in Österreich und starben leider in einem jüdischen Ghetto. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fanden die Kinder ein festes Heim in der Nähe von Paris, welches dann auch später als Schule für die Kinder fungierte. Als nun aber Deutschland Frankreich angriff und die französische Regierung anfing mit der deutschen zu kollaboriere, mussten die Kinder, welche sich nach der ganzen Zeit als eine Familie sahen, nach Amerika fliehen. Dort wurden sie getrennt und in Pflegefamilien untergebracht. In Amerika benannte sich Oswald nun zu Arthur um, machte seinen Schulabschluss, studierte Maschinenbau, lernte bei seinem Studium seine Frau Trudy kennen, heiratete sie und gründete mit ihr eine Familie.
Wegen des Treffens von Arthur und Lilly im Jahr 2003, fing Lilly an sich für jüdische Geschichte zu interessieren, und nachdem sie Geschichte und Journalismus studierte, wurde sie 2018 Doktorandin für jüdische Geschichte und Kultur und veröffentlichte im selben Jahr ihr Buch. In den Jahren nach ihrem Treffen reiste sie auch sehr oft nach Amerika, um Arthur und seine Familie zu treffen, wurde dort mit offenen Armen willkommen geheißen und baute eine so gute Beziehung zu ihnen auf, dass Arthur und Trudy sie irgendwann ihre österreichische Enkeltochter nannten. Leider ist Arthur vor ungefähr sieben Jahren gestorben und konnte somit nie das Buch selbst lesen.
Während der Lesung nahm Lilly Maier Bilder von Oswald, seiner Familie, die Orte seiner Reise, bestimme Gegenstände und vieles mehr zu Hilfe, um uns seine Geschichte noch näher zu bringen. Lilly Maier hat uns Schülern durch ihre Lesung vermittelt, welches immense Leid der Holocaust sowohl den Opfern als auch den Überlebenden zugefügt hat. Durch sie wurde es aber auch deutlich, dass viele Überlebende ,wie Arthur ,nach dem Krieg noch ein glückliches und erfülltes Leben hatten und wir ihre Geschichte nicht nur auf den Krieg reduzieren sollten. Außerdem hat die Lesung gezeigt, dass der Krieg nicht als eine gesamte Erfahrung oder sogar Statistik abgeschrieben werden kann und dass es unglaublich viele Einzelschicksale, wie das von Arthur, zu erzählen gibt. Ich fand die Lesung sehr rührend und auch wichtig und informativ für das aktuelle politische Klima. In der Fragestunde am Ende richteten sich Lilly Maier und die Bürgermeisterin von Seeheim-Jugenheim, Birgit Kannegießer, an uns mit der wichtigen Bitte uns gut zu informieren und zu verstehen was damals genau passiert ist, damit sichergestellt ist, dass so etwas nie wieder passiert. Für ihre mitreißende Lesung bekam Lilly Maier einen großen Applaus der Schüler und ihr wurde ein bunter Blumenstrauß als Dank überreicht. Vielen Dank an Lilly Maier für die Lesung und den Lehrern und dem Technik Team vom Schuldorf für die Organisation.