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Preisverleihung "Junger Lyrikpreis 2016" in Darmstadt

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Oliver WIm Justus-Liebig-Haus in Darmstadt bekam Oliver Walzer, Schüler der gymnasialen Oberstufe, am 8. März 2016 eine Urkunde für die Teilnahme am Wettbewerb "Junger Lyrikpreis 2016" überreicht. 

Seine Eindrücke von der Veranstaltung schildert er im Folgenden. 

"Das gerollte „r“ verhallt in der stillen Stadtbibliothek. Es ist Dienstagnachmittag, der 8. März 2016, und normalerweise wäre zu dieser Zeit sicherlich absolute Stille angesagt, um die Studierenden und andere Stöbernde nicht zu stören. Doch Aart Veder, Schauspieler und Synchronsprecher, misst den Gedichten eben genau die Lautstärke bei, die auch ihrer sprachlichen Gestaltung am nächsten kommen. So sind es stellenweise ganze Stürme, die über die im Halbkreis sitzenden Zuhörer hereinbrechen. Trotz aller Lautstärke; so richtig will diese Veranstaltung nicht gehört werden. Ein paar unbeteiligte Unwissende schauen verdutzt auf, manche sind mehr genervt. Dreizehn Teilnehmer kann der achte Lyriker Wettbewerb für den Landkreis Darmstadt-Dieburg verbuchen, eine magere Bilanz, die zeigt, dass die Lyrik, einst im Mittelpunkt der Gesellschaft einen mächtigen Platz einnehmend, heute nur noch eine Randrolle spielen darf. Die mangelnde Partizipation sieht Ursula Teicher-Maier, neben Dr. Fritz Deppert und Heidi Strauß eine der Jurorinnen, besonders in der mangelhaften Lehrplankonzeption des Kultusministeriums begründet. Alles in allem besteht jedoch am Ende kein Zweifel daran, dass die Gewinner Meister ihres Faches sind, zumindest in Sachen moderner Lyrik. Das bedeutet, dass sich die Gedichte ohne Reimschema und Groß-Kleinschreibung zurechtfinden müssen. Doch gerade das kann auch Herausstellungsmerkmal im Vergleich zu den großen Dichtern, wie etwa Goethe, sein. Kurz und gut: Für den Zuhörer macht es die Sache spannender, nicht aber einfacher, gehen die Verse doch über ein Maximum an Abstraktion hinaus. Vielleicht versucht man gerade damit in der untergehenden Lyrikbranche den Kahn zu dichten, um sich zurück in das Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit zu spielen.

Trotz allem: dass eine entsprechende Veranstaltung für junge Lyriker überhaupt organisiert wird zeigt, dass ein Paar den Kampf noch nicht aufgegeben haben. Besondere Anerkennung muss damit dem Organisationsteam um Birgit Scheurer, Kirsti Ohr und Michaela Keil-Heymann eingeräumt werden.
Nächstes Jahr heißt es dann für sie wieder bangen und hoffen, dass sich mehr Jugendliche zur Lyrik hinreißen lassen; in Anbetracht der momentanen Situation ist solch ein rascher Interessenwechsel aber nicht zu vermuten und die Lyrik von heute verhallt im luftleeren Raum."


Der Text wurde geschrieben von Oliver Walzer.


Mit diesen Gedichten nahm Oliver am Wettbewerb teil:

 

Oliver Walzer: Der Grashalm auf der Weide

Der Nebel wankt, er fällt,
und doch er hält,
die Wiesen fest umklammert.

Der arme Grashalm, ganz bedrückt,
steht und denkt er würde gleich verrückt.
Die Welt die wollt‘ er sehn‘,
Und nicht vor dieser Nebelwand hier stehn‘.

-Die Stille singt im Chor-
Ein Schatten kriecht hervor,
Er wackelt auf den Grashalm zu,
der Arme; erst gestern hatte eine Kuh,
Ihren Huf auf ihn gesetzt.
Ganz verkrumpelt ist er jetzt.

Da geschieht es ach oh Nein,
Bauer Huber ist doch echt ein Schwein!
Den Fuß den hebt der Schatten nun,
wär‘ der Grashalm nur ein Huhn.
Doch der kleine Grüne kann nicht weg,
schon drückt der Fuß ihn in den Dreck.

Jetzt ist’s um ihn geschehn‘
Den Boden kann er sehn.
Nun ist der Bauer drüber,
und der Grashalm ist hinüber
Ganz verknautscht da schaut er drein,
Lieber Mensch muss das denn sein?


Oliver Walzer: Von Blumen und Wörtern

Wie möcht‘ ich Dich mit Wörtern nur beschreiben,
Wenn selbst die schönsten Wörter Dich beneiden.
Diese tumbe Schrift die reicht nicht aus,
Und die Sprache bleibt der Graus.
An des Menschen Kopf könnt‘ man sich greifen,
Versucht das feinste Wort in Deinem Angesicht zu reifen.
Nicht die kleinste Frucht die wird es tragen.
Um tausend Ecken kann man eine Formulierung schlagen.

Nichts will auf Dich passen!
Nichts das kann Dich fassen!
Und das arme Wörtchen bleibt allein,
-Wie kann es nur so nutzlos sein?

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